Rund zwei Millionen Tamilen leben auf Sri Lanka. Sie sind damit die größte Minderheit des Landes. Ihre Sprache ist Tamil, welches zur dravidischen Sprachfamilie gehört. Die Dialekte der Sri Lanka Tamilen unterscheiden sich jedoch deutlich von denen der Tamilen in Südindien. Im Gegensatz zur buddhistischen Mehrheitsbevölkerung auf Sri Lanka, den Singhalesen, sind die Tamilen überwiegend Hindus, nur ein kleiner Teil ist christlich. Die Tamilen leben größtenteils im nördlichen und östlichen Teil Sri Lankas. In einigen Distrikten bilden sie dort sogar die Mehrheit. Aber auch in den anderen Provinzen sind sie vertreten, ebenso in der Hauptstadt Colombo.
Im 2. Jahrhundert v. Chr. entstanden die ältesten schriftlichen Zeugnisse, die von der Anwesenheit der Tamilen auf Sri Lanka berichten. Elara, ein südindischer General der Tamilen, soll im Jahr 145 v. Chr. in Anuradhapura, der ersten Hauptstadt Sri Lankas, für einige Jahrzehnte die Macht übernommen haben.
Die tamilischen Könige aus Südindien konnten ihren Einfluss ab dem 5. Jahrhundert immer weiter auf Sri Lanka ausdehnen. Dem bedeutenden Königreich der Chola gelang es schließlich im 11. Jahrhundert die gesamte Insel zu beherrschen. In dieser Zeit sind zahlreiche Tamilen aus Südindien nach Sri Lanka eingewandert. Ab 1215 existierte im Norden und Osten der Insel das tamilische Königreich Jaffna, das erst 1619 nach der Eroberung durch die Portugiesen die Unabhängigkeit verlor.
Nachdem Sri Lanka 1948 die Unabhängigkeit von Großbritannien errungen hatte, war die Beziehung zwischen dem Mehrheitsvolk der Singhalesen und der Minderheit der Tamilen von ethnisch und politisch motivierten Konflikten geprägt, die sogar in einigen Pogromen mündeten. Ab 1983 entwickelte sich daraus ein blutiger Bürgerkrieg zwischen tamilischen Separatisten, vertreten durch die Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) und dem sri-lankischen Militär. Hauptforderung der LTTE war die Gründung eines unabhängigen tamilischen Staates „Tamil Eelam“ auf Sri Lanka. Im Frühjahr 2009 konnte das sri-lankische Militär den Konflikt für sich entscheiden, indem es die gesamte Führung der LTTE tötete. Insgesamt verloren in dem Bürgerkrieg zwischen 80.000 und 100.000 Menschen ihr Leben. Eine Folge des Bürgerkriegs war, dass größere Gruppen von Sri-Lanka-Tamilen ins Ausland abwanderten.
Neben den einheimischen Tamilen gibt es auf Sri Lanka auch indische Tamilen. Sie wurden während der Kolonialzeit von den Briten aus Südindien hauptsächlich als Plantagenarbeiter auf die Insel geholt und leben größtenteils im zentral gelegenen Hochland. Sprachlich und kulturell unterscheiden sie sich von den Sri-Lanka-Tamilen. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung stieg zeitweise dermaßen an, dass sie die einheimischen Tamilen zahlenmäßig übertrafen. Auf der Grundlage bilateraler Verträge zwischen Indien und Sri Lanka wurden in den 1960er und 1970er Jahren zahlreiche indische Tamilen repatriiert.
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